Peter Fratton
Wir lesen und hören es immer wieder und von verschiedenen Seiten: Die Pflegekräfte stossen mit ihren Kräften im Zusammenhang mit Coronaerkrankungen an Grenzen. Oft bis zur Erschöpfung opfern sie sich für Ihre Aufgabe und ihre Patienten. Umso bedenklicher, ja verwerflicher ist das Verhalten der Schule für Gesundheit und Soziales in Weinfelden TG.
Im Rahmen des Pflegekräftemangels wurde entschieden, dass der Berufsschulteil für eine gewisse Zeit ausgesetzt wird, damit die jungen Lernenden im Spital zur Verfügung stehen. Soweit so gut. Die Schule fällt aus, nicht aber die Prüfungen. Die Lernenden absolvieren demzufolge neben der täglichen Pflegearbeit auch die Vorbereitung auf Prüfungen und die Prüfung selber. Es scheint, dass die Schule sich keinen Deut darum kümmert, was sie von den jungen Lernenden wirklich verlangt.
Als Beispiel ein konkreter Fall: Eine junge Frau in Ausbildung absolviert auf der Coronaabteilung ihr tägliches Pflegepensum. An einem Tag war sie in den Tod von vier Patienten involviert. Nach diesem physisch und psychisch anstrengenden Tag, musste sie noch zweieinhalb Stunden für bevorstehende Prüfungen lernen.
Wenn bereits ausgebildete Pflegende auf der Coronaabteilung nach Arbeitsschluss oft am Ende ihrer Kräfte sind, was heisst es da für junge Frauen, die nach ihrer Arbeit noch zweieinhalb Stunden lernen müssen. Wie zeitaufwändig ist es, wenn neben der psychischen Belastung und der emotionalen Verarbeitung des Geschehenen noch Wissensstoff erarbeitet werden muss. Es ist nicht verwunderlich, dass die junge Frau, die trotz den Widrigkeiten gerne eine gute Note machen will, Stresssymptome (Hautausschläge) entwickelt. Es ist wohlbekannt, dass Stress das Immunsystem schwächt und demzufolge die Anfälligkeit für Covid wächst.
Auf konkrete schriftliche Fragen, wer hier die Fürsorgepflicht hat und wie sich die Schulleitung zu diesem Verhalten stellt, antwortete die Leiterin der FaGe-Ausbildung nicht.
Es wäre wünschenswert, wenn die Lernenden sich die Kompetenz zum Widerstand gegen solche Unzulänglichkeiten erwerben würden. Stattdessen haben sie Angst, sich gegen Missstände zur Wehr zu setzen, was wohl den Verantwortlichen der Schule nicht ungelegen kommt.