
Die Club-Struktur im Haus des Lernens (Mittel- und Oberstufe)
Es ist bereits Tradition, dass ich Eure Detailfragen zum Konzept des autonomen Lernens in der gestalteten Umgebung auf diese Weise auf einem Blog beantworte. Hier nun eine Antwort auf die Fragen: Was ist Clublernen? Wie viele Clubs gibt es? Wer führt die Clubs durch? Was passiert, wenn die Bewerbung eines Lernpartners immer abgelehnt wird?
Lernbegleiterinnen und Lernbegleiter, die eine Vollzeitanstellung haben, arbeiten in einem Haus des Lernens in Präsenzzeiten: von morgens 8 Uhr bis nachmittags 16 Uhr 30. In einer Lernwoche bieten sie 8 Inputs zu 20 Minuten an, führen 4-Augen-Gespräche, Begleiten im Lernatelier oder auf dem Marktplatz und führen als Clubmeisterin an zwei Nachmittagen je einen Club durch. Bei der Themenwahl ist es wichtig, dass das Thema den Clubmeister (meistens eine Lernbegeiterin) selbst möglichst brennend interessiert, dass er selber fasziniert ist.
Ein Club dauert ½ Jahr und endet mit der Übergabe des Clubattest und einem Clubfest.
Alle Clubangebote werden im Clubreader ausgeschrieben mit einem Titel, einer Clubbeschreibung den zu erwerbenden Kompetenzen und den Voraussetzungen, die ein Bewerber mitbringen muss. Das können fachliche (z.B. Grundlagen der Zytologie für den Bionik-Club), menschliche (z.B. Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit) oder bereitschaftsmässige (Arbeiten ausserhalb der Präsenzzeiten) Voraussetzungen sein.
Die Clubstruktur ist so aufgebaut, dass es in jedem Club einen Clubmeister (meist der LB), einen Stellvertreter, einen Schatzmeister, einen Chronisten, einen Kommunikationschef, einen Clubfotografen und einen Respektlotsen gibt.
Die Lernpartnerinnen und Lernpartner bewerben sich mit einer schriftlichen Bewerbung für einen Club ihrer Wahl. Die Bewerbung soll eine Begründung für die Clubwahl beinhalten, was ich mir vom Club erhoffe und eventuelle persönliche Kompetenzbereiche zusätzlich zu jenen des Clubs. Jeder LP kann sich für max 3 Clubs bewerben. Der Clubmeister trifft die Auswahl und teilt den Nichtberücksichtigten eine Begründung für die Absage mit. Dabei kann es in seltenen Fällen geschehen, dass ein LP nur Absagen bekommt, deren Gründe meist in der noch eingeschränkten Sozialkompetenz zu suchen sind. Es ist nun Aufgabe des persönlichen Begleiters, das Problem sorgfältig, einfühlsam und mit der nötigen Klarheit mit dem LP zu besprechen und den LP so weit zu begleiten, dass er durch einen zusätzlichen Lernvertrag doch Mitglied eines Clubs werden kann.
Lauter Absagen: Sandro war der lustige Clown im Lernteam. Überall trieb er seine Spässe und verstand es, seine Umgebung zu unterhalten. Sich in eine Sache zu vertiefen war seine Stärke nicht. Zudem nahm er wenig jene Grenzen wahr, wo seine Spässe zu nerven begannen oder störten. Es war halt der Sandro. Er bewarb sich für drei verschiedene Clubs mit nur kopierten Bewerbungen und erhielt von allen eine Absage mit stets der ähnlichen Begründung, dass im Club Mitglieder gesucht werden, die bereit und willig sind, sich in eine Sache zu vertiefen und ernsthaft damit auseinander zu setzen. Im Gespräch mit seinem Begleiter stellte sich heraus, dass Sandro wirklich ein echtes Interesse hat, nämlich Clown zu werden. Mit Unterstützung seines Lernbegleiters stellt er einen eigenen Club zusammen «Clown sein auf der Bühne und im Leben». Als Clubmeister konnte er einen halbprofessionellen Clown gewinnen, der bereit war, Sandro zu helfen. Auf die Ausschreibung bewarben sich 12 LernpartnerInnen und 9 wurden in den Club aufgenommen. Besonders schwer fiel Sandro die Absage an jene drei, deren Bewerbung er nicht berücksichtigen konnte. «Ich weiss, wie das ist.»
In einer Rückmeldung eines Clubmitgliedes nach dem dritten Clubhalbtag schrieb Regula: «So habe ich Sandro noch nie erlebt, echt toll!»
Der Clubmeister wählt ein Clublokal aus, das, wenn immer möglich, sich nicht im Lernhaus befindet. Die Lernumgebung soll der «dritte Pädagoge» sein, also eine Unterstützung für das gemeinsame Clublernen. Diese ausserschulischen Lernorte können – wie an der Alemannenschule im baden-württembergischen Wutöschingen – eine Gemeinde zum Lerndorf machen.
Mögliche Clublokale: Alterssiedlung, Kirche, Stadtratssaal, Kirche, Rittersaal, Wartesaal im Bahnhof, Kehrichtverbrennungsanlage, Hotelküche, Atelier einer Künstlerin, Bäckerei, Bauernhof, Möbelschreinerei, Felsenhöhle, Zelt etc.
Am letzten Clubnachmittag findet das gemeinsame Clubfest statt mit der feierlichen Übergabe der Cluburkunde und dem Club-Fotobuch.
Beispiel für eine Clubausschreibung:
Auf den Spuren von Sherlock Holmes
| Fachbereich(e): | Geschichte, Deutsch, Hauswirtschaft | Projektleiter | Linda |
| min. Anz. LP | 12 | ||
| Daten: | Freitags | ||
| Zeit: | 13 Uhr 30 – 16 Uhr / 2 Abende | Bemerkungen |
Lieber Lernpartner, liebe Lernpartnerin
Faszinieren dich Kriminalgeschichten ebenso wie mich!? Dann ist dieser Club genau das richtige für dich!
Natürlich werden wir nicht einfach nur Krimis lesen und uns darüber austauschen (das wäre etwas öde), sondern wir schreiben unsere eigene Kriminalgeschichte mit unterschiedlichen Rollen. Nun fragst du dich sicher, was das Ziel davon ist. Ja ganz einfach: Wir organisieren ein Krimidinner. Einerseits verwöhnen wir unsere Gäste kulinarisch und andererseits spielen sie in unserer Geschichte die Hauptrollen. Ich setze voraus, dass Du Freude hast am Schreiben, Lust als Koch mitzuwirken und bereit bist an zwei Abenden bis ca Mitternacht zu arbeiten.
Wenn du nun also Lust hast bei meinem Club mitzuwirken, freue ich mich auf deine einfallsreiche Bewerbung!
Ganz nach Sherlock Holmes „Wenn du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das, was übrig bleibt, die Wahrheit, wie unwahrscheinlich sie auch ist.“ grüsse ich dich herzlichst Linda
Ziele / Checkliste (das wirst Du wissen; das wirst Du zeigen können)
– Du kennst bekannte Kriminalromane und deren Autor.
– Du hast selbst eine Kriminalgeschichte erfunden.
– Du organisierst zusammen mit den anderen LP ein Krimidinner.
– Du kochst ein 3-Gang-Menu für die Gäste.
– Du kannst in verschiedenste Rollen schlüpfen.
Bei grosser Nachfrage kann ein Club auch an zwei Nachmittagen mit je einer Gruppe parallel durchgeführt werden oder nochmals nach einem halben Jahr.
Wie weiss ich, welche Kompetenzen aus dem Lehrplan ich mit einem Club abdecke?
Falls die Antwort für Dich wichtig ist, formuliere eine möglichst treffende Clubausschreibung (siehe Beispiel unten). Frage dann KI, welche Kompetenzen aus dem Lehrplan 21 (Schweiz) mit dem Club gefördert werden und Du bekommst die (zu überprüfende) Antwort:
| Fachbereich | Kompetenzbereich LP21 | Erreichte Kompetenz |
| Deutsch | D.2 / D.3 / D.4 | Literarische Rezeption & Produktion, Rollenarbeit, szenisches Schreiben |
| Hauswirtschaft | HW.1 / HW.3 | Menüplanung, Zubereitung, Hygiene, Teamarbeit, Anlassplanung |
| Geschichte (RZG) | RZG.1 | Kontextualisierung von Krimi-Genres, historische Reflexion & kreative Umsetzung |
| Überfachliche Kompetenzen | Personale, soziale, methodische Kompetenzen | Projektverantwortung, Teamarbeit, Selbstorganisation, Präsentation |
Wenn Du weitere Fragen zum Clublernen hast, lass es mich wissen.