Heute in der swiss-Lounge: «Weshalb beraten sie Schulen im Ausland und nicht in der Schweiz, wenn sie doch nicht gerne fliegen?» Gute Frage. Flug und Fahrt heute nach St. Michaelisdonn in Schleswig-Holstein müssten nicht sein, wenn es dort nicht einen Schulleiter, Helge Thomsen, gäbe, dessen Haltung ich grossartig finde. Er möchte meine Begleitung, nachdem er die Alemannenschule (ASW) in Wutöschingen besucht hatte, die ich seit ihrem Anfang als GMS begleite und die sich dem autonomen Lernen in der gestalteten Umgebung verpflichtet, vor allem aber einer gemeinsamen Haltung.
Ich sagte Helge zu, weil er einer der ganz wenigen ist, der eine Expertengruppe an die Alemannenschule sandte, die mehrere Tage an der Schule war: Eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen. Das weckte mein Interesse.
Ich bin etwas skeptisch diesem Schulpopulismus gegenüber, wo LehrerInnen x Schulen besuchen, dann glauben, man könne aus jeder das Beste nehmen und die eigene Umgebung so verbessern. Diese Schulreisen sind – deshalb populistisch – ziemlich nachhaltigkeitsfrei, erleben viel Zuspruch und können allenfalls Anregungspotenzial haben, verändern aber sehr wenig. Es bleibt beim «Oh» und «Ah» und dem «bei uns geht das leider nicht, weil…». Hunderte haben die ASW besucht und nur wenige haben gemerkt, weshalb sie erfolgreich ist (FAZ-Titel: Das Schulwunder von Wutöschingen). Es ist zwar die Architektur, das bereits grösstenteils lektionenfreie autonome Lernen, die Lernstrukturhilfen mit DiLer, aber es ist vor allem die gemeinsame Haltung, an der permanent gearbeitet werden muss. Dafür interessieren sich viele Besucher nur mässig. Dabei ist es DER Erfolgsfaktor. Ich erinnere mich, als mir nach etlichen Begleitungsstunden der Schulleiter, Stefan Ruppaner, gestand: «Ich weiss noch, als du immer von Haltung, deinen Axiomen und Postulaten sprachst, dachte ich mir, was soll das. Er soll endlich sagen, wie es geht, Haltung habe ich selber. Erst später habe ich entdeckt, dass die gemeinsame Haltung das Geheimnis des Erfolges ist.»
Und so besuche ich morgen bereits zum dritten mal jene Schule, die an einer gemeinsamen Haltung für LehrerInnen, Kinder und Eltern arbeiten will. Gute Gelingensbedingungen! Dafür nehme ich gerne den Weg unter Flügel und Räder.